Warum eine "scheinbar einfache Vorbehandlung" die Lebensdauer von Zahnrädern bestimmt?
In der Zahnradfertigungsindustrie gilt eine weithin anerkannte Tatsache: "Die Hälfte des Erfolgs bei der Aufkohlung hängt von der Vorbehandlung ab." Viele Qualitätsprobleme bei der Aufkohlung vor Ort – lokale Weichstellen, inkonsistente Randschichttiefe, vorzeitiges Grübchen, plötzlicher Abfall der Kontaktwechselfestigkeit und mehr – lassen sich letztlich nicht auf Ofenstörungen oder fehlerhafte chemische Formeln zurückführen, sondern auf Fehler in der Vorbereitung vor der Aufkohlung.
Ungleiche Randschichttiefe ist eines der kritischsten versteckten Risiken für Zahnräder. Die Folgen gehen weit über einfache Härteunterschiede hinaus:
- Lokale Weichstellen → Hohe Anfälligkeit für vorzeitiges Grübchen
- Inkonsistente Randschichttiefe → Unausgeglichene Verteilung der Kontaktspannung
- Unzureichende Randschichttiefe an Zahnfüßen → Verminderte Biegeermüdungsfestigkeit
- Ungleichmäßige Oberflächenstruktur → Erhöhtes Risiko für "Weiße Schichten" oder Abschreckrisse während des anschließenden Zahnradradschleifens
- Erhöhter Lärm und instabiles Eingriffverhalten → Verschlechterte NVH-Performance (Geräusch, Vibration, Härte)
Kurz gesagt: Uneinheitliche Randschichttiefe ist eine tickende Zeitbombe für einen vorzeitigen Zahnradausfall.
Entfettung entfernt Ölrückstände, Kühlschmiermittelreste, Schweiß von Händen, Ablagerungen von Schneidflüssigkeiten und andere Verunreinigungen. Eine unzureichende Entfettung führt zu:
- Ölfilme blockieren die Übertragung des Kohlenstoffpotenzials
- Verminderte lokale Aufkohlungsraten
- Geringe Randschichttiefe oder sogar „weiße Flecken“ und „weiche Stellen“
Diese problematischen Bereiche sind besonders anfällig für Grübchenbildung bei Anwendungen mit hohen Kontaktbelastungen, wie beispielsweise in Planetengetrieben.
Geschmiedete Zahnradrohlinge weisen typischerweise einen dicken Oxidzunder auf, der, falls nicht vollständig entfernt, folgende Probleme verursacht:
- Kohlenstoffblockaden auch bei Vakuum-Aufkohlung
- 20–50 % geringere Randschichttiefe
- Ungleichmäßige Oberflächenmikrostruktur
- "Reverse carburization" (Kohlenstoffanreicherung in tieferen Schichten bei gleichzeitiger Kohlenstoffverarmung an der Oberfläche)
Zahnräder mit diesem Fehler sind nach dem Schleifen stark anfällig für Grübchenbildung – unzureichende Oberflächenhärte in Kombination mit hoher Innerenhärte erzeugt gefährliche Spannungskonzentrationen.
Die Ofenbeladung ist weitaus komplexer als einfach nur „Zahnräder in den Ofen stellen“. Sie beeinflusst direkt:
- Gasströmungsmuster im Ofen
- Kontaktfläche zwischen Ofengas und Werkstück
- Gleichmäßigkeit der Kohlenstoffpotenzialbelastung über alle Zahnradoberflächen
Falsche Beladung führt zu:
- Lokale Totzonen → Geringe Randschichthärte
- Überlappung oder Abschirmung zwischen Zahnrädern → Flächenhafte Weichstellen
- Zu dichte Beladung → Gestörte Gasströmung im Ofen
- Gemischte Beladung von kleinen und großen Zahnrädern → Temperaturunterschiede aufgrund unterschiedlicher Wärmekapazitäten
Diese Probleme treten vor Ort viel häufiger auf, als allgemein angenommen.
Das Grundprinzip des Aufkohlungsvorgangs ist: Kohlenstoffatome → Diffundieren in die Stahloberfläche → Erreichen der gewünschten Konzentration und Tiefe
Wenn Unreinheiten, Entzunderung oder Fehler bei der Beladung die Fähigkeit der Oberfläche, Kohlenstoff aufzunehmen, verringern:
- Die Kohlenstoffdiffusion verlangsamt sich
- Die Reaktionen des Kohlenstoffpotentials werden behindert
- Es bilden sich lokale kohlenstoffarme Zonen
- Der Oberflächenmartensitgehalt nimmt ab
- Die Härte sinkt um 50–150 HV
- Die Randschichttiefe ist um 0,1–0,3 mm unzureichend
- Die oberflächennahe Druckeigenspannung wird reduziert
Letztlich zeigen die Zahnräder Frühausfälle, darunter:
- Schürfen
- Absplittern
- Mikrorisse
- Erhöhtes Eingriffsgeräusch
- Deutlich verkürzte Ermüdungslebensdauer (typischerweise um 30–60 % kürzer)
- Konzentrierte Grübchenbildung in bestimmten Zahnflächenbereichen (nicht zufällige Verteilung)
- Offensichtliche Härteunterschiede (z. B. HRC 60 gegenüber HRC 54)
- Erhebliche Unterschiede bei der Randschichttiefe zwischen linker und rechter Zahnfläche
- Stufenartige oder abrupte Änderungen im Randschichttiefe-Profil
- Die metallografische Analyse zeigt einen erhöhten Ferritgehalt an der Oberfläche
- Die Härteverteilung weist keinen kontinuierlichen Gradienten auf (zeigt abrupte Sprünge oder Einbrüche)
Alle diese Anzeichen deuten auf ein zentrales Problem hin: Unzureichende Vorbehandlung, die zu einer ungleichmäßigen Aufkohlungseffizienz führt.
- Regelmäßige Überprüfung der Entfettungsflüssigkeitskonzentration
- Ultraschallreinigung (dringend empfohlen)
- Obligatorische Spülung mit heißem Wasser
- Geregelte Trocknungstemperatur
- "Wasserfilmtest" zur Überprüfung der Oberflächenreinheit
Anwendung geeigneter Methoden:
- Sandstrahlen (nach SA2,5-Standard empfohlen)
- Kombinierte Beizung + Neutralisation
- Mechanisches Schleifen
- Laserentrostung (High-End-Lösung)
Ziel: Erzielung einer vollständig metallischen Oberfläche ohne verbleibenden tiefen Oxidzunder.
Entwicklung unternehmensspezifischer SOPs (Standardarbeitsanweisungen):
- Maximal X Stück pro Lage
- Direkter Zahn-zu-Zahn-Kontakt ist untersagt
- Gewährleistung einer ungehinderten Gaszirkulation im Ofen
- Getrennte Beladung von kleinen und großen Zahnrädern
- Verwendung standardisierter Spannvorrichtungen
Empfehlungen:
- Standard-Prüfstäbe (Ø20×20 mm)
- Gleichzeitiges Belegen des Ofens mit Serienzahnrädern
- Härte- und metallografischer Vergleich
- Datengetriebene Produktionsoptimierung
Die Aufkohlung ist einer der kritischsten Prozesse in der Zahnradfertigung, doch die kleinen, leicht zu übersehenden Schritte davor bestimmen tatsächlich die Güte der Randschicht: Ein einziger Tropfen Restöl, eine Spur Zunder, eine einzelne Verblockung oder ein falscher Beladewinkel – all dies kann die Lebensdauer einer Charge Zahnräder halbieren.
Beachten Sie: Die Qualität der Aufkohlung beginnt nicht mit dem Anzünden des Ofens, sondern mit der Vorbehandlung. Die Investition in eine sorgfältige Vorbehandlung bildet die Grundlage für die langfristige Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit von Zahnrädern.